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Wies- und Ackerland wechselt ab mit kleineren Gehölzen und größeren Wäldern. An den sonnigen Hängen gedeiht der lothringische Landwein; in den besseren Lagen wird ein guter Qualitätswein gezogen. Besonders geschätzt ist der rote Thiaucourt. In diesem Kriegsherbste fließt in diesem sonst so gesegneten Landstriche das rote Blut der deutschen und französischen Krieger aus fast so reichen Strömen wie der Rebensaft der Weinstöcke. Denn seit über zwei Monaten spielen sich in diesem Gebiete fast unaufhörlich heftige Kämpfe ab. Zeugen davon sind die durch das französische und deutsche Granatfeuer in Trümmer geschossenen oder durch Brand zerstörten Dörfer und Gehöfte, die gähnende Leere der von einem großen Teil der Bevölkerung verlassenen noch bestehenden Ortschaften, die vielen unbestellten Äcker.

Der Strich zwischen dem westlich vorspringenden deutsch-lothringischen Landzipfel von Gravelotte – Gorze – Vionville - Novéant und der Maasgegend bei St. Mihiel ist jetzt, nachdem die wiederholten verzweifelten Vorstöße der Franzosen blutig abgewiesen worden sind, im zwar noch nicht völlig unbestrittenen, aber aller Wahrscheinlichkeit nach sicheren Besitz der Deutschen. Um die Côte Lorraines, die rechtsseitige, nach Westen schroff abfallende Talbegleitung der Maas nördlich und südlich St. Mihiel wird nach wie vor gekämpft. Die Straße von Metz über Vigneulles nach St. Mihiel aber ist für die Deutschen

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)