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Dachgiebel, Fensterkreuze, Gartenmauern und Eisengeländer, große breite Öffnungen an den Fassaden oder Kahlmauern der Häuser zeugen von der gewaltigen Wirkung, welche die heutige Feldartillerie — denn nur solche und keine schwere Artillerie kam hier zur Verwendung — mit einem einzigen Granatschuß auf tote Ziele auszuüben vermag. Hier fielen dem Artilleriefeuer auch zwei Menschenleben zum Opfer. Ein Gastwirt, der eben heraustrat, um die Läden zu schließen, wurde unter der Tür seines Hauses tot hingestreckt. Nahe dabei erlitt in einem anderen Hause ein junger, neunzehnjähriger Mann, der unter ein Fenster des zweiten Stockwerkes trat, das gleiche Schicksal. Sonst sollen keine Bürger gefallen sein. Ein Straßenkampf hat, entgegen anderen Meldungen, hier nicht stattgefunden. Ähnliche Verwüstungen wie die geschilderten sind weiter sichtbar im südlicheren Teil der Baslerstraße: In einem großen Halbkreis ist hier das Asphaltpflaster des Bürgersteigs aufgerissen, da ein schöner Torbogen eingeschlagen, dort, an der Zuberstraße, eine starke Zementmauer auf mehrere Meter Breite zertrümmert; viele Häuserfassaden sind mit Löchern gespickt. Mancher leichtere Schaden an Dächern und Mauern ist schon wieder notdürftig geflickt. Viel schlimmer sieht es in der westlichen, hauptsächlich von Fabrikarbeitern bewohnten Vorstadt Dornach aus. Hier hat das französische Artillerie-Nahfeuer aus einer Entfernung von fünfzehnhundert bis zweitausend Metern, zum Teil

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)