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Die in der deutschen Stellung liegenden Dörfer Ober- und Nieder-Burnhaupt sind, gleich wie Nieder-Asbach, Sennheim und Uffholz nach Weihnachten, als die Franzosen damit begannen, täglich ihr Artilleriefeuer auf sie zu richten, ausgeräumt worden. In Nieder-Burnhaupt waren die Bewohner während einer besonders heftigen Beschießung in einen großen Keller geflohen. Als ganz in der Nähe eine Granate einschlug, stürzten achtzig Kinder auf die Straße und liefen in wahnsinniger Angst im Dorfe herum, bis ein Offizier sie anwies, nach Heimsbrunn zu fliehen. Sie folgten dem Rat, und wie durch ein Wunder kamen sie alle heil davon. Daraufhin erfolgte dann die Wegschaffung der Einwohner, die ihre Wohnstätten unter heftigen Ausbrüchen des Abschiedschmerzes verließen. Auch das Vieh wurde weggeschafft, nur zwei Milchkühe wurden zurückbehalten und werden jetzt von den deutschen Soldaten gefüttert und gemolken. Auch ein Hühnerhof ist noch bevölkert, dessen Insassen jetzt anfangen, Eier zu liefern. Hinter den Fenstern einzelner Häuser leuchten rote, jetzt von deutschen Soldaten gepflegte Geranien. Der westliche Dorfteil von Ober-Burnhaupt ist stark mitgenommen. Die Kirche samt dem Turme wurde von den Franzosen in Trümmer geschossen.

Das nächtliche Ortsgefecht von Ober-Bundhaupt hat folgenden Verlauf genommen. Am 7. Januar vormittags eröffneten die Franzosen aus ihren gut versteckten Batteriestellungen hinter

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/232&oldid=- (Version vom 1.8.2018)