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von der Truppenführung verfügten Gesundheitsvorschriften. Durch alle diese Maßnahmen ist es gelungen, den Typhus sowohl in der einheimischen Bevölkerung als auch in der Truppe einzudämmen und bis auf vereinzelte Fälle auszurotten. Ein Regiment war zum Beispiel mit einem Stande von fünfzig Typhuskranken in sein Revier eingerückt, jetzt ist es typhusfrei.

Wesentlich zur Erhaltung und Förderung des Gesundheitszustandes trägt die reichliche und gesunde Ernährung der Truppe und ihre Ausstattung mit warmer Winterkleidung bei. Die Leute haben meist ein geradezu blühendes Aussehen und gedeihen an Körperumfang. Aus der Heimat fließt der Strom der Liebesgaben unaufhörlich. Es gibt Truppenteile, bei denen der letzte Mann mit jedem Stück der Winterkleidung dreifach versehen ist. Noch jetzt treffen durch die Feldpost verspätete Weihnachtsgeschenke ein. Die reichliche Ernährung und die Freigebigkeit der in der Heimat zurückgebliebenen wohlhabenden Bevölkerungsklassen kommen nicht nur der Truppe selbst, sondern auch dem Lande zugute. In dem einzigen Monat November ist, wie mir vom General mitgeteilt wurde, aus einer Division die Summe von 1 700 000 Mark Ersparnisse nach Hause geschickt worden, während 200 000 Mark aus der Heimat bei der Truppe eintrafen. Das macht einen Überschuß von 1 500 000 Mark, die ins Land zurückgeflossen sind. Viel Elend und Not wird damit verhütet.

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)