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Die in der Hauptstellung liegenden Ortschaften sind in die Befestigung einbezogen. Hier kommen alle Mittel der Ortsbefestigung zur Anwendung. Auf dem einen Flügel ist ein zum größten Teil zerstörtes Dorf zu einem starken Stützpunkt, zu einer kleinen Festung umgewandelt. Die halb zerstörte Kirche mit dem Kirchhof und seiner Umfassungsmauer bildet eine Zitadelle, von der aus die hinter Schutzschilden eingebauten Maschinengewehre und die hinter der verstärkten Kirchhofmauer gedeckten Schützen den Dorfeingang und das Vorgelände wirksam bestreichen können. Hindernisgräben und Drahtverhaue, sowie Straßensperren vervollständigen die Befestigung. Ein kleiner Teil der Bevölkerung des seinerzeit vollständig ausgeräumten Dorfes ist zurückgekehrt und lebt in harmlosem Verkehr mit den deutschen Soldaten. In einem anderen Regimentsabschnitt liegt ein vollständig unversehrtes Dorf etwas vorgeschoben zwischen Hauptstellung und Vorpostenstellung. Es ist in ähnlicher Weise zu einem selbständigen geschlossenen Stützpunkt umgewandelt. Die Bevölkerung ist seit drei Monaten völlig von der Welt abgeschlossen. Ihre Verpflegung erfolgt durch Vermittelung der deutschen Heeresverwaltung. Überall, wo französische Dörfer in oder vor den deutschen Stellungen liegen, werden sie je nach Umständen entweder geräumt und die Bewohner abgeschoben, oder es wird zur Verhinderung des feindlichen Nachrichtendienstes jeder Verkehr streng unterbunden.

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)