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bezeichnet sind, und die Angriffsrichtung der Deutschen aus dem Hardtwald über den Exerzierplatz und von der Napoleonsinsel her gegen Rixheim und Habsheim. Auf der Station Habsheim zeigt ein Lattenzaun große Lücken. Hier haben sich die Deutschen mit Kolbenstößen Durchgang verschafft.

Unser Einjähriger rühmt das Verbandzeug, das jeder deutsche Soldat mit sich trägt, um sich bei Verwundung die erste Hilfe selbst zu leisten, besonders um durch rasche Unterbindung der Adern den Bluterguß zu stillen. Ohne das wäre er vielleicht verblutet oder jedenfalls stark geschwächt worden. Er ist nun aus dem Feldlazarett, wo er mehrere Wochen gelegen, entlassen und hat Urlaub erhalten, um sich zu Hause ausheilen zu lassen. Die Ausschußwunde ist schon zugeheilt, nur die Einschußwunde eitert noch. Der Einjährige berichtet von wunderbaren Heilungen, die er bei anderen Soldaten gesehen. Einer, der einen Schuß durchs Schulterblatt, einen zweiten durch den Arm, einen dritten in den Bauch erhalten, ist schon wieder hergestellt und kann bald wieder an die Front. Einem anderen ist die Hand durch einen Granatsplitter mitten durchgeschlagen worden, die Wunde ist schon geheilt.

Mülhausen! Unser Einiähriger reist weiter, heute noch bis Straßburg, morgen in die Heimat seiner Lieben, ins Hessenland, in die Pfalz oder ins Rheinland. Sein Hauptmann hat ihm schon geschrieben, er möchte bald zur Kompanie zurückkommen ...

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)