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a mal a Flasch’n Bier herüber!“ meinte ein Bayer im Schützengraben vor Verdun. An einer Holzbaracke, in der Nähe von Metz, die als Kantine eingerichtet ist, haben Hamburger Soldaten die Worte angeschrieben: Alster-Pavillon. Das Glas Bier 50 Pfennig. Hamburger Gebiet. Alster-Pavillon heißt bekanntlich einer der vornehmsten und teuersten Wirtschaftssäle in Hamburg. Mit der Aufschrift Hotel Marquardt, dem Namen des feinsten Gasthofes von Stuttgart, bezeichnen wiederum die Württemberger ihre Kantine.

In einem Etappenort hatte ein Haus mitten im Städtchen einer neuangelegten Bahn weichen müssen, nur die hinteren Hälften der Zimmer zeugten von entschwundener Pracht. Aber geschickt hat die bauende Eisenbahnkompanie diesen Rest einem neuen Zweck zugewiesen: An dem größeren Raum prangte ein Wartesaal I. und II. Klasse, am kleineren ein Wartesaal III. und IV. Klasse; gleichzeitig untersagte aber ein Plakat Überschreiten der Geleise streng verboten die Benutzung der einladenden Warteräume. Auch die Topographie der Schützengräben bringt manchen lustigen Namen. Natürlich bekommen die Gräben mit Vorliebe recht pompöse Bezeichnungen: Kaiser-Wilhelm-Ring, Hohenzollernstraße, Kronprinzenplatz, Klänge, die ihren augenblicklichen Bewohnern liebe heimatliche Erinnerungen wachrufen. Diese Bezeichnungen bürgern sich so ein, daß sie ihrer Kürze halber offiziell werden; Kaiserstraße ist kürzer und genau so präzis wie

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Karl Müller: Kriegsbriefe eines neutralen Offiziers. Velhagen & Klasing, Bielefeld ; Leipzig 1915, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%BCllerKriegsbriefe.pdf/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)