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überlegte sie, ob sie nicht auch noch ihre Schürze voll pflücken solle, doch der Kleine, als ahne er ihre Gedanken, mahnte jetzt:

„Genug laß sein der Ernte heut, –
Komm morgen wieder, wenn’s dich freut.“

„O, gern komme ich wieder, du gütiger Erdbeerkönig, wenn mich die Bäuerin läßt und ich den Weg wieder finde. Ach ja, ich ginge schon gern zum Könige; das müßte eine Freude sein, ihn gesund werden zu sehen! Und sag’, werde ich mich auch wieder hierher finden können?

Der Erdbeerkönig erwiderte nichts, winkte aber der Jungfrau, ihm zu folgen.

Als sie nun eine Strecke gegangen waren, blieb der Erdbeerkönig plötzlich stehen und sprach:

„Ich führte dich durch’s Waldgehege;
Du bist nun auf bekanntem Wege.“

Magdalies blickte um sich: „Ei,“ rief sie erfreut, „da bin ich schon am Ziel!“

Wirklich lag das Anwesen des Bauern ganz nahe, so daß Magdalies sich mit Eile dorthin begeben wollte, nachdem sie dem Erdbeerkönig gedankt hatte.

Doch dieser gebot:

„Stell’ deinen Korb in das Gebüsch;
Dann lauf in’s Haus zum Bauern risch.
Die Bäuerin, – das wirst du seh’n –
Sie muß allein dich lassen geh’n.“ –

Magdalies tat, wie der Kleine wollte. Bald war sie im Hause, aber weder den Bauern, noch die Bäuerin erblickte sie, bis ein Stöhnen sie in den Stall führte. Da saß der Bauer, aus einer Kopfwunde blutend. Und wie sah die Bäuerin aus! Ihr Gesicht und ihre Hände waren braun und blau, voller Beulen und Schrunden.

„Was ist geschehen?“ rief Magdalies erschrocken.

Empfohlene Zitierweise:
Elsbeth Montzheimer: Märchen. Leipziger Graphische Werke AG, Leipzig 1927, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:M%C3%A4rchen_(Montzheimer)_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)