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auch die sund gemehret[1], darumb das die bose natur yhm deste feynder wirt, vnd yhre luste deste lieber pussen wil, yhe mehr yhr das gesetz weret, das also, das gesetz Christum noch nottiger macht vnd mehr gnaden foddert, die der natur helffe.

Am sechsten nympt er das sonderliche werck des glawbens fur sich, den streyt des geysts mit dem fleysch, vollend zu todten, die vbrigen sund vnd luste, die nach der rechtferttigung vber bleyben, vnd leret vns, das wyr durch den glawben nicht also gefreyet sind von sunden, das wyr mussig faul vnd sicher seyn solten, als were keyn sund mehr da, Es ist sund da, aber sie wirt nicht zur verdamnis gerechnet, vmbs glawbens willen, der mit yhr streyttet, Darumb haben wyr mit vns selbs genug zu schaffen vnser leben lang, das wyr vnsern leyb zemen, seyne luste todten vnd seyne gelidmas zwingen, das sie dem geyst gehorsam seyn vnd nicht den lusten, damit wyr dem tod vnd aufferstehen Christi gleych seyn, vnd vnsere tauffe volbringen, die auch den tod der sunden vnd new leben der gnaden bedeuttet, bis das wyr gar reyn von sunden auch leyplich mit Christo aufferstehen vnd ewiglich leben

Vnd das konnen wyr thun, spricht er, weyl wyr ynn der gnad vnd nicht ym gesetze sind, Wilchs er selb ausslegt, das on gesetze seyn, sey nicht so viel gesagt, das man keyn gesetze hab, vnd muge thun was yderman gelustet, sondern vnter dem gesetze seyn ist, wenn wyr on gnade, mit gesetzs wercken vmbgehen, als denn hyrschet gewislich die sunde durchs gesetze, Seyntemal niemant dem gesetz hold ist von natur, dasselb ist aber grosse sund, Die gnad macht vns aber das gesetz lieblich, so ist denn keyn sund mehr da, vnd das gesetz nicht mehr widder vns, sondern eyns mit vns.

Dasselb aber ist die rechte freyheyt von der sunden vnd vom gesetz, von [20] wilcher er bis ans ende dises Capitels schreybt, das es sey eyn freyheyt nur guttis zu thun mit lust, vnd wol leben on zwang des gesetzs, Darumb ist dise freyheyt eyn geystliche freyheyt, die nicht das gesetze auffhebt, sondern dar reicht, was vom gesetz gefodert wirt, nemlich, lust vnd lieb, damit das gesetz gestillet wirt, vnd nicht mehr zu treyben vnd zu foddern hat, Gleych als wenn du eym lehenher schuldig werist, vnd kundtist nicht betzalen, von dem mochtistu zweyerley weyse los werden, Eyn mal, das er nichts von dyr neme vnd seyn register zu rysse, Das ander mall, das eyn frum man fur dich zalete vnd gebe dyr, da mit du seym register gnug thetist, Auff dise weyse hat vns Christus vom gesetze frey gemacht, darumb ists nichts eyn wilde fleyschliche freyheyt, die nichts thun solle, Sondern die viel vnd allerley thut, vnd von des gesetzs foddern vnd schuld ledig ist.

Am siebenden, bestettiget er solchs mit eym gleychnis des eehlichen lebens, Als wenn eyn man stirbt, so ist die fraw auch ledig, vnd ist also eyns des andern loss vnd abe, nicht also, das die fraw nicht

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_236.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)
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