und so ging es zum drittenmal um den Schloßplatz, wobei abermals Geld gestreut ward; die Häupter wurden wieder bedeckt, und man fuhr mit leichterem Herzen an der abermals salutierenden Wache vorüber ins Quartier zurück. Von da wurden, wohlhergebrachter Gewohnheit nach, durch das Gesinde dem Hausvogt, dem Küchenmeister, dem Amtsregistrator und dem Kellermeister, jeglichem ein guter Käse von 12 , ein Lübisches Strumpfbrot, ein dergleichen Halbmond, ein Bund rigischer Bütt und ein Bund Böcklinge, jedes zu 1 , und 4 Citronen gesandt. Die Zeit bis zum Abend war Besuchen in der Stadt gewidmet: gegen 7 Uhr jedoch erschien der Amtspförtner, einen tüchtigen Commandostab in der Rechten, und eine (bloß zu diesem Gebrauch bestimmte) 3 Fuß hohe, aus hundert Hornscheiben zusammengesetzte, stark mit Messing beschlagene Laterne von 4 Lichtern in der Linken, und geleitete im feierlichen Zuge die ganze Gesellschaft zum Abendschmause. Die Wache auf dem Schloßhofe salutierte nun ohne Gewehr; im Speisezimmer neben der Küchenstube fanden sich der Hausvogt samt seinen Assistenten, Küchenmeister, Kellermeister, Kastellan, Schloßgärtner und mehrere Gäste ein; auch stand in einer Ecke ein Bett mit Nachtmütze, Geschirr und Handtuch, wovon jedoch, bei Vermeidung harter Strafe, niemand etwas gebrauchen durfte. Der Pförtner verwahrte die Laterne, und lud dann zur Tafel. Obenan saß hier
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/99&oldid=- (Version vom 12.9.2016)