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wofür ihr mit Aepfeln, Nüssen und kleiner Münze gedankt ward; gegen das Absteigequartier aber stellten sich allerhand lustige mit Goldpapier und anderem Zierrath verbrämte und mit großen Kuhschwänzen bewaffnete Masken auf und balsamierten sich und andere so lange ein, bis der Martensmann seine besten Säcke aufthat und Semmel, Kringel, Aepfel, Nüsse und Geld auswarf, und glücklich ins Haus gelangt war.

Danach ward durch die Dienstmagd – sonst ward Keiner angenommen – dem herzoglichen Hausvogt die Ankunft des Martensmannes vermeldet; während dieser sein Amtshabit, einen schwarzen Rock mit rothscharlachnem Mantel ohne Aermel, einen in viele Falten gelegten weißen Ringkragen, und eine runde, wohlgelockte Perüke anlegte. Auch Kutscher und Zeugen mußten sich sauber kleiden, und Wagen und Pferde höchlichst geputzt sein. Mit dem Gegenkompliment vom Hausvogt ward auch der Glockenschlag des Einzugs bestellt, gewöhnlich 3 Uhr Nachmittags.

Nachdem drei verschiedene Posten zu zwei Mann von der Schloßwache ausgestellt waren, erschien der Martensmann im Geleit der unaufhörlich schreienden Menge, unter dem Schutz seiner Wache. Er selbst saß ganz allein auf der mittleren Bank des Wagens; vor ihm der Kutscher mit langer, oft geschwenkter Peitsche; hinter ihm lag das Weinfaß; dahinter saßen die beiden Zeugen;

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)