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Als er angehalten und sein Kahn untersucht ward, wunderten sich die Belagerer über die vielen Eßwaaren, und befragten ihn, was er damit wolle. Da sagte Luba: weil alles in der Stadt so wohlfeil wäre, hätte er sich hinausbegeben, um seine Waaren auf den umliegenden Märkten zu verkaufen. Als das die Feinde hörten, verzweifelten sie an der Einnahme der Stadt, und hoben die Belagerung sogleich auf. Nun kehrte Luba jubelnd zurück, und da sein Anschlag so wohl gelungen war, stellte man ihm einen Wunsch frei. Er aber begehrte nichts für sich oder seine Erben, sondern erbat für seine Amtsbrüder die Gerechtigkeit, daß nur ihnen allein lebendige Fische auf dem Markt feil zu halten erlaubt werden möchte; was er auch erhielt. Die Stadt hieß aber seitdem Lubastadt, und nahm zur Erinnerung in ihr großes Siegel einen Kahn mit Fischern auf, in ihr kleines aber ein Fischernetz. Auch pflegten die Fischer in ihrer Schenke zum Drakenstein, dem Rathhause gegenüber, am Tage der unschuldigen Kindlein den Gürtel des Luba in einer Schüssel auszustellen und vorzuzeigen. Jene Gerechtigkeit ist aber bis 1680 gehalten, da den Travemündern erlaubt ward, lebendige Dorsche in die Stadt zu bringen, weil man Seewasser nicht mehr für frisch Wasser achtete.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)