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nahm er einen Weiser mit sich, der ihn durch die Richte an den Feind bringen sollte. Der Weiser sagte: er wolle vorangehn und verkundschaften, was die Feinde vorhätten; aber er war ein treuloser Schelm und Bösewicht, und wiewohl er dem Obersten einen heiligen Eid schwören müssen, änderte er doch sein boshaftig Gemüthe nicht. Gleichwohl traute man ihm auf solchen Eid und ließ ihn ziehen. Als er aber zu den Feinden kam, offenbarte er diesen alle derer von Lübeck Anschläge, daß dieselben in solcher Zahl an den und den Ort kommen würden, und wies nach, daß sie, wenn sie ichts Männer, dieselben leichtlich alle umbringen könnten. Auf solche Kundschaft stärkten und verwahrten sich die Räuber so gut sie mochten, ritten an den Ort, welchen der Verräther bestimmt, und sahen zu, wie stark die Lübschen wären. Da sie denselben nun an Zahl überlegen, ließen sie sie fortziehen bis an den Krug zu Lübow. Hier stiegen die Lübschen ab und futterten: da fielen die Räuber über sie her, und ward der Oberst neben seinem Bruder und 160 Reitern niedergehauen und schändlich ermordet: die übrigen kamen mit der Hast davon und brachten die schlechte Botschaft gen Lübeck.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)