Deß ist er hocherfreut, und zweifelt nicht lange, was er anrichten müsse. Weil seine Zeit, da er außen bleiben sollen, um war, und ohnedieß die gute Stadt Lübeck täglich tapferer Hauptleute bedürftig, bittet er sie, mit ihm zu reisen: er wolle sie schon versorgen. Als er aber angekommen, läßt er sie ohne alles Geräusch in die Hölle ziehn, nimmt jedoch von ihnen die Goldpfennige samt den güldnen Kettlein, mit Verabredung was sie thun sollen, und zieht in sein Haus.
Da nun seine Töchter groß und schön geworden, und er sie eines guten Mannes werth geachtet, dankt er dem frommen Priester alsbald und verehrt ihm ein großes Gut für seine Kirche. Dann geht er in den Rosengarten, als wenn er alles besehn wollen, merkt fleißig auf das Löchlein in der Mauer, das inmittels um ein Ziemliches größer worden, und erzählt den Kindern: wie es ihm begegnet, daß er auf einmal sieben gefährliche Räuber gefangen, deren jeglicher zu seiner nicht geringen Bestürzung einen Goldpfennig mit ihres Geschlechtes Waffen an einem güldenen Kettlein vom Hals getragen; die nun hätte er ihnen zum Geschenk mitgebracht.
Die Töchter sehn die Pfennige an und sind verwirrt; außer der jüngsten, die sich alsbald heimlich an die Mauer macht und durch den Riß guckt: – da sitzen die sieben im Gras, wie vor Jahren am Tag ihres Abschieds: die sind denn wohl gefangen gewesen.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/87&oldid=- (Version vom 1.8.2018)