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Damit wendet er sich um und befiehlt dem Frohn, herauszuschütten was er im Sack habe; der Frohn aber machet den Sack auf und schüttet die Junkerköpfe in den Stuhl des Raths; worüber die Herren alle erschrocken sind. Der Burgemeister aber fängt an sich zu entschuldigen und spricht: „ich habe zwar mit Euch geredet, Herr Hauptmann, aber das hab’ ich Euch nicht befohlen.“ Der Hauptmann sagt wieder: „großgünstige liebe Herrn, diesen Straßenschändern ist nichts anders widerfahren, als was sie gar wohl verdienet: und ich will Bürge sein, daß dieser Keiner es mehr thun soll.“

Solcher Rede hat zwar Jedermann Beifall gegeben; aber der enthaupteten Junker Freunde stellten dem Hauptmann nach; da also sein Leben nicht sicher gewesen, hat er bei dem Rath seine Entlassung gesucht und erhalten; und ist hernach in kaiserliche Dienste gegangen.

Ein Holsteinischer vom Adel aber hat sich vernehmen lassen: „In Lübeck ist nicht gut balbieren, denn man scheeret so scharf, daß auch der Kopf nicht auf dem Rumpfe bleibt.“

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)