Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/79

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
42. Hauptmann Jäger.

1291 ist ein Stadthauptmann zu Lübeck gewesen mit Namen Jäger, ein wohlgeübter Kriegsmann. Bei seiner Zeit hat sich’s zugetragen, daß allenthalben um Lübeck herum viel Raubens auf den Landstraßen vorgefallen, also daß auch täglich von den Bürgern darüber geklagt worden.

Nun kömmt einmal von ungefähr vorgedachter Hauptmann einem Burgemeister auf der Gassen entgegen; der steht still, grüßet ihn und spricht: „Herr Hauptmann, Ihr heißet wohl Jäger, aber wann fangt Ihr einmal was? Habt Ihr denn nicht gehört, wie viel die Bürger klagen über diesen und jenen Raub, der täglich an ihren Kaufmannswaaren geübt wird: warum sitzt Ihr denn so stille dazu?“ – „Ja, Herr Burgemeister,“ spricht der Hauptmann, „wann mir was möchte befohlen werden, so wollt’ ich nicht allein jagen, sondern auch genugsam fangen.“ Spricht der Burgemeister wieder: „Ei, das ist Euer Amt, zu steuren und zu wehren wo Ihr könnt, und Ihr habt dessen gute Macht; darum thut dazu, damit des Raubens und Klagens ein Ende werde.“

Der Hauptmann sagt ja, er wolle seinen Kopf dran setzen, auf daß die bösen Sachen abgeschafft würden; nimmt darauf Abschied vom Burgemeister, geht nach

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)