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Wie nun die grimmigen Feinde sahen, daß ihre Arbeit und Unkosten vergebens waren, ließen sie ihr größtes Schiff mit Steinen gefüllt quer vor die Mündung der Trave senken, und bauten zwei feste Thürme dazu. Aber die Lübecker ließen durch viele Teichgräber die schmale Enge des Priwals durchstechen und kamen so mit ihren Schiffen glücklich davon. Bald danach segelten auch die großen Revalschen Kogghen die Sperrung bei Travemünde durch, und erlangten dafür Freiheit von Zoll- und Hafengeld für ewige Zeiten.

Der König aber ließ im Zorn acht große Kriegsschiffe ausrüsten und segelte damit nach Warnemünde, um den Lübschen aufzulauern. Da bedachten diese, daß es viel erträglicher sei, in der See mit den Dänen zu schlagen, als vor ihrer Stadt Mauern, und fuhren an das Rostocker Tief. Hier hatten die Wenden von der Landseite her schon angegriffen, so daß die Dänen zwischen zwei Feuer kamen. Dennoch dauerte die Schlacht vom Morgen bis an den Abend; da hatten die Lübschen fünf feindliche Schiffe in Brand gesetzt. Das Admiralschiff aber, das mit 400 wohlgerüsteten Männern besetzt war, nahmen sie mit erbärmlichem Blutvergießen und brachten es auf die Trave. Der König kam mit äußerster Noth und höchster Gefahr seines Lebens in einem kleinen Rennschifflein davon.

So hat die Stadt durch Gottes Hülfe ihre Freiheit

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)