Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/46

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
25. Alexander von Soltwedel.

Im Jahre 1226, als die Lübecker inne wurden, daß die Lande gern der Dänen los sein wollten, suchten sie weisen Rath, wie sie wieder zum Kaiser, ihrem rechten Herrn, und zum deutschen Reiche kämen. Aber der König von Dänemark war auf seiner Hut: er überfiel mit einem großen Heer die Veste Rendsburg, und zog an die Ditmarsen; jedoch er verlor seiner Leute viel, so daß er mit nicht gar starker Zahl nach Lübeck kam, um nach altem Gebrauch Ostern zu feiern. Die Freude jedoch war nicht groß, denn ein Land nach dem andern sagte ihm ab; nur die Stadt, die er erst vor wenigen Jahren mit steinernen Mauern und Thürmen gestärkt, hielt er fest. Da nun der Himmel hoch und der Kaiser weit war, den andern Fürsten aber nicht zu trauen stand, so mußten die Bürger von Lübeck auf gute Gelegenheit denken, sich selbst durch kluge Anschläge zu befrein.

Nun stand in der Mühlenstraße ein Haus, eine zeitlang die alte Sonne geheißen, in welchem ein kluger und tapferer Mann, Alexander Soltwedel, – in seiner Jugend ein Kleinschmieds-Gesell – wohnte, dessen Bruder Johannes im Rathsstuhl saß. Wenn dieser nun über Muthwill und Gewalt der Dänen klagte, sagte jener oft: „säße ich im Rath, ich wollte wohl, wenn sonst keiner, die beschwerliche

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)