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bringen möchte; er wolle dagegen seine auch zeigen; dann würde man verstehen, wer er wäre, – nämlich der Bertram Morgenweg, der stillschweigend um die und die Zeit nach Reußland gegangen und dort zu großem Gut gelangt wäre.

Wie das der Herr hört, wird er der Freude so voll, daß er Mutter und Tochter zu sich in die Stube beruft, und ihnen vermeldet, daß dieser verlorene Sohn sein Bertram Morgenweg sei; auch befiehlt, daß sie den Gast hoch halten sollten, da sie, wenn es Gott gefällig, bald noch bessere Freunde werden könnten. Wie denn auch unlängst danach der Herr seine einzige Tochter mit großem Gut dem Bertram zur Frau gegeben hat.

Da nun Bertram auch zu Rath gekoren war, hat er das große Haus zum heiligen Geist gestiftet, wo an die hundert arme Leute gespeiset werden, außer dem Koch, Küchenjungen, Becker, Brauer, Mägden und andern, die den Armen auf den Dienst warten. Auch hat er stattliche Dörfer und Güter und Aecker vor der Stadt gekauft, damit von dem jährlichen Einkommen die Armen verpflegt würden, die Kranken aber täglich ein Plank Wein und je Zwei ein gebratenes Huhn bekämen. Endlich hat er der Sicherheit wegen 14000 Stück Goldes in allerlei alter Münze den beiden ältesten Bürgermeistern als Vorstehern übergeben, damit unversehener Schaden und Unheil davon und nicht von den andern Zinsen gebessert werden möchte.

Aber das Geld ist längst verbaut.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)