1629 um die Zeit, als man die S. Jürgenkirche vor dem Mühlenthor wegen Erweiterung der Festungswerke besser hinaus, nahe an die Waknitz verlegen wollen, geht ein lübscher Bürger, David Frese, in der Hartengrube wohnhaft, über die Grönauer Heide. Als er da bei einem großen weißen Stein, den er früher nie gesehn, vorüber kömmt, wird ihm über Maßen angst. In Eil will er weiter: da ruft eine Stimme: „hör tô, ik wil dî wat seggen!“ Wie er sich nun umsieht, sitzt ein alter Mann mit weißen Kleidern auf dem Stein, und neben ihm drei weiße Tauben, zwei zur Rechten und eine zur Linken, welchen häufig Thränen aus den Augen fließen. Darauf spricht der alte Mann: Schölen de Dôden kêne Ruh in de Êr’ hebben? Lât’t de Kerke tô Sunte Jurgen stân, un de Lüd’ twemal tor Kerken gân; sus is it üm de gûde Stadt Lübeck gedân. Un nu gâ weg, un sü dî nich üm.“
Da nun Frese heimgekehrt, ist er sogleich zu seinem Beichtvater gegangen, und hat ihm solches vertraut. Dieser hat Einem Rath Vorstellung gemacht, welcher jedoch in Zweifel gestanden, ob der Teufel solches anrichten mögen. Wiewohl nun der Lübeckischen Kirchen Superintendens, Doctor Hunnius, dieß mit glaubwürdigen Exempeln dargethan, ist es doch dabei geblieben.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/376&oldid=- (Version vom 1.8.2018)