Unter diesen Mansfeldern war ein Oberst, Namens Carpezan, der irgendwo mit andern Feldhauptleuten zu Gast gesessen, wo man ihm unterm Trunk weis gemacht, daß seine Frau (die ihm doch fünf lebendige Kinder geboren) einen Andern lieber hätte, denn ihn. Darauf ist er sofort in sein Quartier nach Mory abgeritten und hat den Prediger holen lassen, zu welchem er gesagt: sein Weib solle sterben; er möge sie absolvieren. Auch gebot er den Regiments-Scharfrichter mit dem Richtschwert zu sich. Dieser erschrak, daß er seines Obersten Weib abthun sollte, und stellte sich ganz weigerlich an; auch die Frau fiel ihrem Herrn zu Füßen, und schrie um Gnade. Er aber voll Zorns riß des Scharfrichters Schwert an sich und wollte sie niederhauen. Da ließ sich der andere willig finden, nahm sein Schwert und hieb der Frau den Hals durch. Danach hieß der Oberst sie sofort begraben, und zog in Hast von dannen.
Wie nun dieser Actus unter den Leuten kund geworden, wollte niemand mit dem Weibermörder zu thun haben. Als er kurz darauf nach Holland kam, liefen ihm Weiber und Kinder auf der Gassen nach und hätten ihn fast zu Tode geworfen. Da soll er sich aus Desperation selbst erschossen haben.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/375&oldid=- (Version vom 1.8.2018)