Im J. 1214 kamen die Vorraden in Lübeck auf. Dieses Geschlechtes war Antonius Vorrad, ein schöner großer Mann, von starken Gliedern und wunderbarem Geschick in Kriegssachen, weshalb ihm von seinen Verwandten, da er noch jung, gerathen, sich in der Welt etwas zu versuchen. Hierauf ist sein erster Zug wider die Polacken gewesen, wo er sich so wohl gehalten, daß er Rittmeister ward. Dann zog er mit den Franzosen nach Welschland, wo er ein vornehmer Obrister geworden, was ihm sehr mißgönnt wurde. Deßhalb ging er nach England, und diente wider die Irländer, wofür ihn der König zum Ritter schlug und über alle seine Kriegsleute setzte. Darauf legte er gegen die Franzosen große Ehre ein. Es hat aber die Engländischen Herren mächtig verdrossen, daß der große Sachse, wie sie ihn nannten, ihnen allen vorgezogen würde; sie begannen demnach Mittel und Wege gegen ihn zu suchen; aber wie viele ihrer sich auch mit Rennen, Fechten und Turnieren wider ihn wagten, hat er doch alle zu Boden geschlagen und über den Haufen gerannt. Endlich stellte der König einen absonderlichen Freudentag an, und siehe, da kam einer von Antonius Feinden und forderte ihn auf einen gewissen Platz, aber nicht zu Fuß. Diese Arglist verstand
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)