1569 ist die sehenswürdige Kanzel in der Domkirche zu Lübeck verfertigt, um welche sieben aus kostbarem Marmelstein gemachte rare Historien vom Lebenslauf Christi wohl zu betrachten. Unten aber um diese Kanzel, so auf Moses’ Bild ruhet, welcher die zwei Gesetztafeln in der Hand hält, siehet man ein von Eisen sehr künstlich vergittertes Schrankwerk, das die Stecknitzfahrer dahin verehrt, und dergleichen sonst nirgend anzutreffen. Wie das der Schmied auf dem Bauhofe vor der Hand gehabt, hat es der Teufel nicht leiden wollen, sondern ist in Gestalt eines klugen Meisters zu ihm getreten und hat ihn durch Reden und Zeigen verwirrt. Der Schmied aber, nachdem er dem klugen Herrn zufällig auf die Füße gesehen, besinnt sich nicht lange, sondern nimmt seine große Zange und kneift ihm die Nase gar fest zusammen. Damit hat er denselben genöthigt, Hand anzulegen und stehendes Fußes in einer Nacht das ganze Gitterwerk fertig zu machen, wie es noch zu sehen; und dann erst losgelassen. An dem Holzwerk aber liest man:
Dorch der Stêkenfârer Mildicheit
Dit Schrankwark hîr um Mosen steit. 1572.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/366&oldid=- (Version vom 1.8.2018)