Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/365

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ach Gott! wo mag wohl mein Sohn wesen? – fällt ihr plötzlich ein aufgeklapptes Taschenmesser vor die Füße, fast tief in den Boden. Darob erschrickt sie anfänglich; endlich aber gedenkt sie dessen nicht weiter. Wie nun der Sohn nach einiger Zeit glücklich gen Lübeck kommt, und zu essen begehrt, sieht er das Taschenmesser an, und fragt: woher das komme? Da erzählt ihm die Mutter, was sie weiß. Er aber spricht: „das ist sonderbar; ich habe dann und dann und da und da auf der Reise beim Brotschneiden mein Messer fallen lassen, und muß, weil ich so hoch nach Norden gefahren, grad’ oben über Euch gewesen sein, und an Euch gedacht haben, da es fiel; denn dieses ist mein Taschenmesser.“

Davon ist das Wort „grâd bâven över“ hergekommen.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/365&oldid=- (Version vom 1.8.2018)