1532. Zur Zeit der bürgerlichen Unruhen in Lübeck, die Herr Nicolas Bröms mit seinen Verwandten angerichtet, wohnte in der Königstraße, an der Hürstraßen-Ecke, ein wohlhabender Kaufmann, Jürgen Wullenweber, gebürtig von Hamburg. Er war viel zur See gewesen, und hatte sich in dem Kriege gegen König Christiern und seine Seeräuber so tüchtig erwiesen, daß seine Freunde ihn scherzweise den Admiral nannten. Da er nun hauptsächlich nach Schweden Handel trieb, sah er oft, wie schmählich alle die Verheißungen gehalten wurden, welchen den Lübschen zur Zeit der Noth gemacht waren, ja wie des Königs Absicht dahin ginge, sie ganz aus dem Reich zu verdrängen. Nun wollten die Holländer durchaus in die Ostsee, welche ihnen durch die Stadt Lübeck verschlossen war, und verhießen deßhalb den Schweden große Vortheile, verhandelten auch heimlich mit den Dänen, daß sie den Sund öffnen sollten. Das alles erfuhr Jürgen Wullenweber, ging zu Herrn Nicolas Bröms, und forderte ihn auf, den Anschlägen mit allem Ernst zu wehren; erbot sich auch selbst auszuziehn und die alte Lübsche Freiheit gegen die Holländer zu behaupten. Herr Bröms
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/325&oldid=- (Version vom 1.8.2018)