Diebe unter dem Verdeck und kamen hervorgesprungen mit Beilen und Spießen und fielen auf uns ein, und wollten uns so noch überraschen; wir aber kamen wieder zum Geschütz und hielten sie so warm, daß sie das Boot zu suchen begannen. Nun stürzten wir vereint über sie her, und ließen sie die Degen und Handbeile fühlen, dergestalt daß ihrer nicht mehr denn 6 gefangen wurden: ihrer vierzehn entkamen ins Boot; davon erschossen wir noch einen mit ihrem eignen Geschütz; die andern aber erreichten den Hafen und eine kleine Jacht, die eine gute Strecke von ihnen mit 5 Mann ruderte. Dahinein stiegen sie und ließen das Boot mit dem Erschossenen zu uns treiben. Als wir nun meinten, daß wir alles klar hätten, hörten wir, daß noch anderes Volk unter den Luken sei, das wir für Diebe hielten; aber es waren zwei Angeschlossene, die riefen: „schonet, lieben Brüder, denn wir sind arme Gefangene“! Da sahen wir zu, und siehe, es waren Hinrich Stichhan und der junge Köpke Thonagel von Hamburg; den halfen wir aus den Schlössern und ließen sie nach oben gehn, damit sie sehn möchten, wie da gefahren wäre: welche Freude ihnen das war, kann sich Jeder leicht denken. Sie hatten fünf Wochen lang gesessen, und sagten aus, der Schiffer hieße Marten Pechlin und wäre aus Fehmarn, der Hauptmann über die Knechte aber hieße Brun von Göttingen; Pechlin wäre Schiffer und Hauptmann. Sie erzählten uns auch, welch entsetzliche Buben das wären, und was die Böses gethan die
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/315&oldid=- (Version vom 1.8.2018)