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Abends aber kamen die Hauptleute mit einem Boot vor den Hafen an eine Klippe, und betrachteten sich lange unsre Schiffe, und wie und wo sie uns am besten ankommen könnten; und fuhren dann wieder hin. Nachts hielten wir starke Wacht. Als der Tag kam, lief ein großer Haufe von der Seite daher, wo der Räuber lag, und setzte sich unserm Schiff zur Seite auf die Klippen und kratzte mit Mund und Füßen das Moos ab, daß einem davor grausen mochte. Dieß war des Sonnabends nach Allerheiligen. Unser Volk aber fuhr aus beiden Schiffen ans Land und hieb Holz, beide Espinge voll, und machte ein Feuer; ein Theil wusch die Hemden. Nun ging ein Gesell oben auf den Klippen spazieren; der rief herunter: „da kömmt ein Schiff und eine Schute des Weges, wo der Dieb liegt.“ So bald das der alte Tode hörte, blies er ins Sifflet (die Schiffspfeife), daß das Volk hastig an Bord käme, und so holten wir die Schiffe zusammen und machten alles klar. Als der Dieb eben vor den Hafen kam, lies er auf uns loslegen. Da sagte der alte Tode: „die Schute, die vor ihm läuft, wird Feuer an uns bringen: sogleich bemannt die Espinge, damit ihr, wenn er ansteckt, dem Feuer unter die Augen rudern und es ablenken könnt.“ Dem geschah so; da steckte der Räuber alsbald die Schute an und ließ sie auf uns zutreiben: unser Volk aber ruderte vor das Feuer und wollte es über die Seite vorbeisteuern. Nun

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)