ihm ward geantwortet: das hätte ihn ein Dieb gelehrt; er solle uns nur nach des Bauern Hof bringen, wo er diente, wie er gesagt. Als wir nun bei dem Bauerhof waren, ließen wir fünf Leute mit Hakenbüchsen bei den Espingen zurück: wenn sie was vernähmen, sollten sie schießen, dann wollte man ihnen bald zu Hülfe kommen. Dicht vorm Bauerhofe aber hörte man großen Lärm in der Stube, daß man meinte, es wäre ein Haufen Diebe da, zumal das Raubschiff so nah lag, daß man die Stengen über die Klippen wegsehn konnte. So ward das Haus mit Röhren und Hakenbüchsen umstellt. Einer aber, der Peter hieß, ein Norwegscher Edelmann und vorzeiten Vogt auf dem Lande, legte einen Pfeil auf die Sehne des stählernen Bogens, den er trug, stieß die Thür auf, und trat zu ihnen ein. Aber es war niemand anders drin als ein Haufen Bauern; die saßen und tranken, wie es ihre Gewohnheit ist auf Allerheiligentag. So sprachen die Bauern auf nordisch: „Sieh, Peter, wo kommt Ihr her, daß Ihr so bei uns einfallt mit gespanntem Bogen?“ Da sagte er: das möchte wohl sacht die Zeit mit sich bringen. Nun kam der Wirth vom Hofe zu den Unsern hinaus und wunderte sich, daß so viele Leute da wären, und fragte: wen sie suchten? Sie sprachen: der kleine Junge hätte gesagt, daß er ihm diente, und da wollten sie wissen, ob es wahr sei; auch hätten sie gemeint, daß er andere Gäste in der Stube gehabt. Da
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)