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162. Marienbild im Dom.

1509 haben zu Lübeck zwei Töpfer wegen eines zufälligen Todschlages, wie man sagte, gefangen gesessen. Da man nun den Schuldigen nicht gekannt, hat man ihnen aufgegeben, ein Marienbild aus Thon zu machen; und wer von ihnen das beste anrichten würde, der sollte Pardon haben. Da hat nun der eine ein überaus rares und sehenswürdiges gemacht, wobei die Adern am Haupt in der Dünne und auf den Händen wohl zu beschauen; wie es noch neben dem Chor unter dem großen Christoph zu sehen. Das andere steht hinterm Chor in der Bischofskapelle, ist aber nicht so schön; und da es fertig und im Ofen gebrannt war, siehe, da hat es eine Todtenfarbe gehabt. Der dieses gemacht, ist danach hingerichtet; der andere aber losgegeben.

Man will auch für gewiß berichten, daß das erstere Marienbild bald nach der Zeit gen Hispanien oder Portugal von den München habe sollen verführt werden; da es aber etliche Meilen in See gewesen, hat das Schiff nicht damit fortkommen können wegen eines erschrecklichen Sturmwindes. Als man aber beschlossen, das Bild wieder nach Lübeck an gehörigen Ort zu liefern, hat der Sturm aufgehört, und das Schiff seine fernere Reise glücklich fortgesetzt.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/290&oldid=- (Version vom 1.8.2018)