Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/286

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

giebt, was er für ein Mann sei, und verheißt: wenn sie ihm wolle beförderlich sein, aus der Verhaftung zu kommen, und mit ihr davon zu ziehen, solle sie, ungeachtet ihres geringen Standes, ihm in Lübeck angetraut werden.

Die Jungfrau ist darauf zu ihm vor’s Fenster gekommen, ihm tröstlich gewesen, und hat ihm gute Hoffnung gemacht, bis sie endlich, auf sein hohes Gelübde, in alles einwilligt.

Unlängst danach hat sie ein kleines Schifflein mit aller Nothdurft nicht weit von demselben Ort bestellt, und gute Gelegenheit gesucht: da macht sie den Hauptmann los und flieht mit ihm davon.

In Lübeck glücklich angekommen, lädt der Hauptmann die vornehmsten Prälaten samt andern Geistlichen und Rechtsverständigen zu Gast, und giebt ihnen nach gehaltener Mahlzeit, im Beisein der Jungfrau, zu vernehmen, wie es ihm auf der langen Reise und in Frankreich ergangen, und wie er dem allmächtigen Gott zwei unterschiedliche Gelübde gethan. Nämlich in seinen jungen Jahren: daß er nicht freien oder heirathen, sondern sein Leben ohne Gemahl bis in den Tod führen wollte. Zum andern aber: da er in Frankreich in schweren Ketten und Banden etliche Jahre lang gelegen, und mit höchstem Fleiß nach seiner Freiheit getrachtet, hätte er kein anderes Mittel zu finden gewußt, als sich, wie zuvor gesagt, mit Hülfe dieser Jungfrau frei zu machen,

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/286&oldid=- (Version vom 1.8.2018)