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139. Kind von Hunden zerrissen.

1482 ist in der Marienkirche zu Lübeck ein Kind von acht Jahren eingeschlafen, und danach aus Versehen eingeschlossen. Nun kommen in der Nacht die großen Hunde, die man damals in der Kirche gehalten, darüber her, zerreißen es, und fressen es bis auf wenig Knochen auf, die man am Morgen gefunden.


140. Die Kerkringe.

1484 ist Herr Johann Kerkring zu Rath gewählt. Dieser war ein kluger, frommer und redlicher Mann; da er aber Hauptmann auf einem Orlogschiffe gewesen, hat ihm ein Stein aus einem Rohr die Beine schief geschossen. Er starb 1516 Mittwochens vor S. Andreas; und hat sich auf seiner Denktafel zu S. Marien samt seinen Söhnen und Töchtern in Gestalt von Lämmern unter dem Kreuze des Seligmachers abbilden lassen. Darunter denn folgende Reime zu lesen waren:

Hîr ligt begrâven Hans Kerkerink,
De schêf up sine Bêne gink;
Herr mâk em doch de Bêne lîk,
Un nim em in dîn Hemelrîk.
Du letst de Schâpe to dî nân,
So lât den Buck doch ôk mit gân.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)