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136. Turnier auf dem Rathhause.

1478 ist Fräulein Katharine, Herzog Albrechts zu Sachsen Tochter, mit 800 Pferden nach Dänemark gebracht, und hat Herrn Hans, des Königs ältesten Sohn, zum Gemahl genommen. Und nach gehaltener Hochzeit sind die Fürsten, Herren und Grafen aus Dänemark nach Lübeck gezogen mit 360 Pferden, und von Einem Rath mit aller Ehr und Herrlichkeit gar stattlich empfangen.

Und ist den Herren zu Gefallen der Markt mit Sand belegt und zu einer Stechbahn gemacht, also daß sie auch scharf rennen dürfen. Auf dem Rathhause aber ist ihnen samt ihren Frauen und Jungfern ein köstlich Bankett zugerichtet, dazu auch die Vornehmsten der Stadt mit ihren Weibern und Töchtern in festlicher Kleidung gekommen. Da floß der Wein und der Lautertrank und das fremde Bier, und gab es Apothekenconfect und Krude die Menge, und die Trompeten schmetterten in den Tanz. Und waren alle lustig und fröhlich.

Das hat Herrn Albrecht trefflich wohl gefallen, ausgenommen, daß die Weiber auf den Gassen und in dem Weinkeller sogar dahergingen mit tiefverschleierten Angesichtern; weshalb er Einen Rath vermahnt: sie möchten solchen Mißbrauch abschaffen, da er den frommen und

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/256&oldid=- (Version vom 1.8.2018)