großes Vermögens sind und Euer wohl würdig: wollt Ihr dieselben zu Männern haben, so kommt auf den Abend wieder an diesen Ort; dann will ich Euch dazu helfen, daß Ihr aus dem Kloster kommt.“ Nun war ihre Antwort: sie wollten sich darauf bedenken und besprechen. Damit geht der Alte fort. Als sie nun von den andern Jungfern befragt werden: wer der Alte gewesen? spricht die eine: er sei aus ihrer Freundschaft und aus fremden Orten hergekommen, sie zu besuchen.
Auf den Abend nun, als alle Nonnen und Jungfern in ihre Zellen und Betten gegangen, finden sich die drei wieder heimlich im Garten ein; der alte Mann aber kömmt mit einer kleinen Leiter über die Mauer, grüßt sie wieder, und begehrt zu wissen, wie sie gesinnt; so sie mit ihm wollten, sollten sie ihr Lebenlang Gutes die Fülle haben. Darauf geben sie ihr Jawort, doch mit der Bedingung, daß er ihnen eins zusage und treulich halte. Er antwortet: „ja gerne; saget mir nur, was Ihr begehrt.“ Sie sprechen „daß wir nicht so weit von Lübeck zu Euren Söhnen geführt werden, und daß wir alle Jahr einmal mögen wiederkommen.“ „Ja wohl, betheuert der Alte, das soll Euch treulich gehalten werden; greifet nur alle drei diese Schnur an.“ Damit spricht er einige Worte, und alsbald werden sie in wilde Schwäne verwandelt und fliegen mit ihm über die Mauer in die Waknitz hinein.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)