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116. Die drei Jungfern in der Waknitz.

1453. Es sind in dieser Zeit drei Jungfern im S. Johanniskloster gewesen, welche man in früher Kindheit dahin gebracht. Wie sie aber zu ihren Jahren gekommen, haben sie die der menschlichen Natur eingepflanzte Schwachheit gefühlt. Da sind sie auf den Rath der ältesten eins geworden und haben sich eidlich dazu verbunden: was sie einander vertraulich offenbaren würden, vor jedermann ohne alle Ausnahme getreulich zu verschweigen, auch sich gegenseitig darin nach Kräften zu helfen. Wie sie nun mit einander vertraulich sprechen, befindet sich, daß sie alle drei darauf bedacht gewesen, durch welche Mittel und Wege sie aus dem Kloster kommen möchten. Nun sind sie einmal in den Garten gegangen, und haben sich traurig niedergesetzt, und abermals mit einander berathschlagt: siehe, da tritt zu ihnen ein alter ansehnlicher Mann, welcher neben andern Bürgern und Bürgerssöhnen, die ihre Verwandten im Kloster hatten, aus- und abgegangen: der grüßt sie freundlich, und begehrt von ihnen zu wissen, weshalb sie doch so traurig dasitzen. Darauf hat ihm keine der drei eine Antwort geben wollen. Der Alte aber spricht wieder: „Lieben Jungfern, ich habe drei Söhne, die da jung und

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)