1452 ist zu Lübeck in der Engelschen-Grube in einem Brauhause ein großes und übernatürliches Miraculum geschehen. Als man daselbst im Hofe viel Holzes zu den Braupfannen, fast über die zwei oder drei Mann hoch, aufgesetzt, ist ein kleines Kind nahe dabei gesessen, und hat mit einem Apfel gespielt. Indem bewegt sich das hochaufgesetzte Holz und stürzt in gewaltiger Eil über das Kind herüber.
Die Träger und Arbeitsleute kommen mit großem Schrecken herzugelaufen (doch nicht in der Meinung oder Hoffnung, daß dieses Kind noch sollte am Leben sein), und werfen voll Angst das Holz davon: wie sie aber nahe dazu kommen, befinden sie das Kindlein noch lebendig sitzen, und daß es mit dem Apfel spielt gleich wie vorhin. Denn das Holz hatte sich durch wunderbarliche Schickung Gottes auf das Kind gestürzt wie ein Sparrwerk, das über sich in die Höhe steht; dessen sich Alle nicht genugsam verwundern können.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/227&oldid=- (Version vom 1.8.2018)