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„ja, gehe hin und nimm Dir das beste von allen leidischen Laken, so in meinem Hause vorhanden sind.“

Wie nun dieser gottlose Vertrag gemacht ist, läßt Herr Geverdes seine Freunde gegen Abend zu Gast laden, und sie sind lustig und guter Dinge mit einander. Endlich hat sich ein jeder, da es Mitternacht worden, nach Hause verfügt, und ist des Herrn Diener auch zu seiner Schlafkammer gegangen; und hat wenig oder gar nicht daran gedacht, was er vergangnen Tages seines Herrn halber auf sich genommen.

Da ist aber um Mitternacht ein solches Gerumpel und Poltern auf seiner Kammer gewesen, daß alle Schlafenden im Hause davon wach geworden; doch hat keiner wagen dürfen, hinzugehn und zu vernehmen, was da vorhanden.

Erst am lichten Morgen haben sich Etliche hinaufgemacht, und des Herrn Diener in seiner Kammer auf der Erde liegend gefunden mit umgedrehtem Hals und dermaßen zerquetscht, daß kein Glied das andre berührt hat.

Ueber dieses Ereigniß ist das ganze Haus bestürzt und erschrocken; wie oft man aber von der Wand oder Mauer das angespritzte Blut mit nassen Tüchern abwischen wollen, ist es doch unmöglich und umsonst gewesen, daß man’s auslöschen können.

Lange Jahre hernach hat dieses Haus bewohnt Herr Andreas Lunte, der auch in demselben geboren. Dieses

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/222&oldid=- (Version vom 1.8.2018)