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106. Bruder Marcellus.

1428. Ein Betrüger und Gauner, Namens Marcellus, kam in die Seestädte und endlich nach Lübeck und gab sich aus für einen Meister der heiligen Schrift, was er doch nicht war, so viel er auch gelernt hatte und sprechen konnte. Bei sich hatte er einen Cumpan, der galt für einen S. Johannes-Ritter; es war aber sein natürlicher Bruder: und beide waren verlaufene Mönche von S. Franciscus Orden. Die zwei wandten vor: sie wären Legaten des heiligen Vaters, und sollten Geld und Gut von frommen Leuten sammeln, um den König von Cypern samt seiner Gesellschaft zu erlösen, den die Sarazenen gefangen hätten. Hierauf hatten sie eine falsche Bulle, daß der Papst ihnen Macht gegeben, alle Sünden zu vergeben, selbst auf dem Todbette. Diese Bulle kam nun in Lübeck vor den Bischof Johann Scheel; der war ein behutsamer Mann, sah auf alles genau und fand, daß die Bulle falsch sei. Da strafte er den Marcellus, hielt ihn fest, und zwang ihn zu bekennen, daß er im Stift Schwerin mit der falschen Bulle 300 Mark erworben. Das Geld nahm der Bischof samt der Bulle zu guter Hand des heiligen Vaters an sich; und ließ ihn schwören, daß er nicht ohne Erlaubniß die Stadt verlassen

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)