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wäre. Aber wie es recht an ein Treffen gehen sollte, nahm der Admiral, Herr Tiedeman, einen Wich, weil er verzaget und kein Kriegsmann war. Als das der andern Städte Schiffe sahen, daß der Lübsche Admiral den Feind nicht beißen wollte, hielten sie alle still.

Dennoch waren Andere vorhanden, die ihre und der Stadt Lübeck Ehre und Eid was besser bedacht, und viel lieber Leib und Leben in Gefahr setzen wollten, als daß sie dem Feinde den Rücken zuwenden mochten. Also that sich ein anderer Lübischer Schiffer hervor, Goswin Gruwel mit Namen, der ward mit seinem Hauptmann, Herrn Johann Behre, eins, die verlaufene Ehre des Herrn Tiedeman wieder einzubringen. Sie ermahnten darauf ihre Schiffskinder und Kriegsleute zum höchsten, ihren Eid und der Stadt Ehre zu bedenken; und liefen damit in die ganze Flotte der Dänen, schlugen sich tapfer mit ihnen herum, gleich wie die Hamburger anfänglich auch gethan, und nahmen so eins von des Königs größten und besten Schiffen, worauf sie reiche Cumpane und stattliche Beute fanden: doch waren die vornehmsten Dänen darauf erschossen und erschlagen. Danach bekamen sie noch eins von den größten schwedischen Schiffen, worauf auch Vornehme vom Adel waren neben guter Beute; also daß, wenn Herr Tiedeman nicht unbeständig worden, die sämmtlichen Städte den Tag großen Preis und Ehre davon getragen.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/207&oldid=- (Version vom 1.8.2018)