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90. Was Lust und Liebe thut, das ist nicht allweg gut.

1413. In diesem Jahr lebten drei Schwestern zu Lübeck in S. Johannskloster als bekappte Jungfern, eines vornehmen Mannes Töchter, R. Ilehorn genannt. Unter diesen hat die älteste den Koch des Klosters gebeten: er möchte doch ihr zu Gefallen einen frischen Aal kaufen, und denselben wohlschmeckend zurichten. Der Koch spricht ja, nimmt aber anstatt des Aals eine Schlange, die er mit gutem Gewürz wohl zubereitet, und der Jungfer auf ihre Zelle schickt. Diese beruft alsbald auch die beiden Schwestern, daß sie ihre Gäste sein wollten auf einen frischen Aal. Nun aßen sie alle drei mit großen Lusten davon; doch alsbald fielen sie auch dahin und starben. Der mörderische Koch aber, wie er das Geschrei gehört, ließ alles liegen, und lief davon.

Die drei nun sind auf dem Friethof daselbst unter einen Stein begraben, und ist ihr Bildniß darauf gehauen, nebst folgender Schrift, welche jedoch übel zu lesen:

Was Lust und Liebe thut,
Das ist nicht allweg gut.
Aal essen war unser Verlangen;
So giebt man uns die Schlangen.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)