ging den Grafen nochmals um die öde Stätte an. Als ihm jedoch abermals nicht gewillfahrt wurde, begann er jenseit der Waknitz, wo jetzt Herrenburg liegt, eine neue Stadt zu bauen und berief die lübischen Kaufleute, daß sie daselbst wohnen sollten. Sie kamen auch in großer Zahl, und nannte der Herzog den neuen Ort Löwenstadt, und gab ihm als Wappen einen goldnen Leopardenkopf im blauen Felde. Aber es hielt sehr schwer, die Waaren über Land zu bringen, oder auf die Waknitz zu kommen. Andererseits konnte Graf Adolf auch ohne der Bürger Hülfe nichts machen, scheute dazu des Herzogs größere Ungnade und Zorn. So trat er denn die wüste Stätte mit aller Gerechtigkeit ab. Da war allen Theilen geholfen. Mit Freuden kehrte der Herzog samt den Bürgern nach Lübeck zurück, das nun mit fürstlichen Freiheiten begabt und beehrt ward. Die vier ersten Burgemeister waren Heinrich von Artlenburg aus dem Lande Sachsen, Gerwin von Schottorf aus Julin, Borwin der Alte aus Altlübeck, und Johann von Castell aus Karenz auf Rügen. Diese vier haben noch andere feine, ehrliche, wohlversuchte Bürger zugewählt, bis daß ein vollkommener Rath von vierundzwanzig Personen da war. Es stand aber die Bürgerschaft um ein Geringes zu gewinnen, nämlich um einen Thaler und vier Pfennige zur Unterhaltung des Kaaks (Prangers), und dieß ist erst nach 1600, um erheblicher Ursach willen, etwas erhöht.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)