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90. Môder Dwarksch.

In alten Zeiten lebte in dem Keller an der Ecke des Kohlmarkts eine wohlhabende Familie; die war fromm und gottesfürchtig, außer der Frau, die aller Bosheit voll und mächtig gewesen. Diese hat endlich nur noch in ihrem großen ledernen Lehnstuhl am Ofen gesessen und Tag und Nacht die Leute gequält und durch schändliche Reden geärgert. Es half auch nicht, daß man getreue Nachbarn, gute Freunde, den Beichtvater, ja die hochweisen Herren selber dazu gerufen: es hat sie keiner in ihrem Wesen ändern mögen. Nachdem sie nun ihren Mann unter die Erde, ihre Kinder aber zur Verzweiflung gebracht, hat sie auch daran müssen, und ist dahingefahren. Als aber am Abend nach dem Begräbniß die Haut verzehrt (das Leichenmahl gehalten) wird, ist der lederne Lehnstuhl auch wieder besetzt; Môder Dwarksch ist wieder da, treibt mit Schelten und Schimpfen die Gesellschaft wie Spreu aus einander, und hat ihr Wesen vor wie nach, nur daß sie noch gelber und verschrumpfter und unheimlicher ausgesehn. Vergebens suchte man sie durch kluge Frauen, durch den Schäfer, durch den Wafenknecht, durch einen frommen Mönch zu bannen: sie saß nach wie vor in ihrem Lehnstuhl und ward nur immer galliger und âlgrammscher.

Endlich ist ein Schneider aus Pommern eingewandert,

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)