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88. Bergedorf verloren und gewonnen.

1399. Dazumal sah sich Herzog Erich von Untersachsen um, und befand, daß es gar ein enges Land wäre, davon sich so viele Fürsten, als er und seine Brüder, ernähren sollten; dachte derhalben nach, wie solche muthwillige Herren pflegen, daß er seine Herrschaft weiter möchte ausstrecken.

Nun hatte sein Vater denen von Lübeck, die ihm großes Geld vorgestreckt, Bergedorf verpfändet; sie thäten es aber auf Edelmanns Glauben einem frommen Junker ein, der in Kriegeslist unerfahren und auch nicht vorsichtig genug war, Otto von Ritzerau, von dem sie Eides Pflicht genommen.

Also kam Herzog Erich einmal in das Städtlein Bergedorf, ließ den Otto, der das Schloß zur Verwahrung hatte, zu sich fordern, und fragte, wie es ihm ginge. „Es gehet mir ziemlich, sprach Junker Otto, und hat alles seine Maße.“ „Laß uns doch hingehn, sagte Herzog Erich weiter, und sehen wo du wohnst.“ Junker Otto versah sich keiner unfürstlichen Praktiken oder Schelmstücke, da er wohl wußte, daß solches Schloß nicht erkrieget oder mit Gewalt eingenommen wäre, sondern um geliehenes Geld zu Pfand versetzt worden; er ließ daher den Herzog williglich aufs Schloß kommen.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)