aber haben mit großer Reverenz des Rosses Zaum ergriffen, das der Kaiser ritt. Zwei andere Herren des Raths hielten den Zaum an der Kaiserin Roß, über welcher auch 4 der Vornehmsten den Himmel getragen. Vorauf aber ritt ein Herr des Raths und trug der Stadt Schlüssel auf einer silbernen Gabel, welches ein Zeichen der Herrschaft des Reichs über die Stadt gewesen; dann kamen die Reichsfürsten in ihrer Ordnung. Der Markgraf Otto hat das goldne Zepter geführt; der Markgraf Albrecht anstatt seines Vaters das Schwert vorgetragen; darauf folgte kaiserliche Majestät; danach trug der Erzbischof von Cöln vor der Kaiserin den goldenen Apfel, und ihr folgten die anderen Fürsten nach der Reihe. Am Burgthor sind sie von den Mönchen empfangen; die hatten das Heiligthum bei sich und ein Stück vom heiligen Kreuz, das der Kaiser und die Kaiserin mit großer Ehrfurcht begrüßt und geküßt. Dann stunden beiderseits durch die Stadt die vornehmsten Frauen und Jungfern der Stadt in Perlen und Geschmeide und Seidenröcken; auch kam die Klerisei vom Dom mit Psalmen und Gesang, und führte den Zug durch die Breitenstraße nach der Stiftskirche. Da ist ihnen der Gesang gesungen: „Siehe der König und Herrscher aller Herren ist eingezogen,“ mit dem Versikel: „Herr, gieb Verstand dem Könige.“ Inmittels haben Kaiser und Kaiserin allein und abgesondert in ihrem Gebet verharret. Danach ist die Majestät
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)