1375. Nachdem Kaiser Carolus sonst alle Örter und Enden des Römischen Reichs durchzogen, hat er beschlossen, auch der Wenden Land und vornehmlich die Reichsstadt Lübeck zu besuchen. Darum nahm er zu sich den Erzbischof Friedrich von Cöln, den Herzog von Lothringen, den Markgrafen Otto von Brandenburg, Herzog Albrecht von Meklenburg, Herzog Albrecht zu Lüneburg, Wilhelm Markgrafen zu Meißen, Jost Markgrafen zu Mähren, Hinrich und Nicolaus Grafen zu Holstein, Grafen Günter von Ruppin, nebst vielen andern Prälaten, Freiherrn und Rittern; vor allen aber die Kaiserin mit ihrem Gesinde. Da sie nun der Stadt Lübeck genaht, ist ihnen alle junge Mannschaft, sowohl von den Junkern als andere, in schönster Ordnung und bester Zierrath entgegengezogen mit der Stadt Schlüsseln. Als die kaiserliche Majestät was näher gerückt, ist sie nebst der Kaiserin in die S. Gertruden Kapelle vor dem Burgthor getreten, allwo sich beide mit dem kaiserlichen Geschmuck auf das herrlichste bekrönt und beziert, und sich auf schöne Rosse gesetzt. Da nun haben 4 von den vornehmsten jungen Gesellen einen Himmel, von Sammit und Goldstoff wohlgeschmückt, über dem Kaiser getragen; die ältesten Burgemeister
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)