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67. Zu Lübeck schenkt man’s Keinem.

1351 ist ein kunstreicher Mahler in Lübeck gewesen, der von Jedermann viel zu arbeiten bekommen. Wenn er nun in Kirchen, Klöstern oder sonst was von Historien gemahlet, in welchen des Satans mitgedacht worden, hat er diesen allewege so häßlich und greulich gamacht, daß einer dafür erschrecken müssen, der es nur ansichtig geworden.

Nun kömmt auf eine Zeit der Satan in Menschen-Gestalt zu diesem Mahler an seine Arbeit, redet mit ihm und spricht: wie es doch komme, daß er den Satan so übel abmahle, da selbiger doch nicht so häßlich, scheußlich und schrecklich sei? Der Mahler entgegnet: er könne den Satan so greulich gar nicht mahlen, als er an ihm selber sei. Da spricht der Satan wieder: daß er dem Mahler große Freundschaft thun wolle, so ihm dieser angelobe, ihn hinfüro nicht so scheuslich und häßlich zu mahlen. Dem wird zur Antwort: der Mahler begehre des Satans Freundschaft gar nicht, und werde denselben noch häßlicher als zuvor jemals herausstreichen.

Hierauf ist der Satan von ihm gegangen, und hat gesagt: daß er ihm kürzlich einen sonderlichen Possen spielen wollte, also daß ihn seiner Weigerung gereuen möchte.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)