Seite:Luebische Geschichten und Sagen.djvu/115

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
58. Junker Darsau.

1338 in den Zwölften hielten zu Lübeck die benachbarten Fürsten einen stattlichen Herrentag, und berathschlagten über des ganzen Landes Zustand, und wie ein beständiger Friede allenthalben aufzurichten. Dabei geschahen täglich Ritterspiele mit Rennen und Turnieren, auch adelliche Tänze und mehr andere prächtige Kurzweil.

Unter den Herren ist Einer gewesen – er wird aber nicht genannt –, dem ist berichtet worden, daß Einer aus gutem Geschlecht zu Lübeck, Burchert Darsau genannt, ein wohlgeübter Kriegsmann, auf dem Kuhberg wohne, der manch ehrliches Reiten und Rennen gethan, aber keinmal den Sattel geräumt. Diesen hat der Herr, als auch ein guter Renner, versuchen wollen; läßt ihn also zu sich fordern und begehrt, einen Ritt oder Stechen mit ihm zu halten. Junker Darsau entschuldigt sich so gut er mochte, sonderlich mit seinem hohen, schweren Alter, auch daß er nunmehr ganz und gar keine Lust zu junger Leute Scherz hätte. Weil aber der Herr mit Anhalten ja nicht ablassen wollen, hat er endlich eingewilligt, jedoch auf fürstliche Zusage, daß, im Fall ihn etwa das Glück begünstigen würde, der Andere gleichwohl sein gnädiger Herr sein und bleiben wolle.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)