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In der Kürbitzer Kirche erblickt man zwei in Stein gehauene Ritter, welche die erwähnten Brüder vorstellen sollen. Sie sind in die Mauern eines Gewölbes eingelassen und stehen mit drohenden Gesichtern einander gegenüber, so daß man dem Gerüchte wohl Glauben beimessen und sie für die beiden ermordeten Feilitzschen halten darf.




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Der Lintwurm.

In früher Zeit soll in der Nähe von Kürbitz ein Lintwurm gehaust haben. Schreckenerregend war sein Aussehen, fürchterlich die Verwüstung, die er überall anrichtete, Menschen und Thiere unterlagen seinen giftigen Bissen, alle Früchte vernichtete er, kurz er war das Schrecken der ganzen Gegend. Viele schon hatten ihn zu tödten versucht, doch waren alle, die zu diesem Zwecke ausgezogen, von dem fürchterlichen Thiere überwältigt worden. Niemand wagte sich zuletzt an die schreckliche Jagd und Jedermann hüthete ängstlich seine Wohnung, um nicht von dem Ungethüme zerrissen zu werden. Nur ein tapfrer Ritter, der Besitzer von Feilitzsch, wagte endlich das Thier zu erlegen, welches man seiner Stärke und seines gräßlichen Aussehens halber allgemein für einen Drachen hielt. Auf einem edlen Rosse ritt der Degen zum Lager des Thieres, mit Schwert und Lanze bewaffnet; bald sah er dasselbe auf sich zustürzen und schnell stieg er vom Pferde, das in kurzer Zeit den Zähnen des Ungethüms erlag. Der kühne Ritter drang während dieses Kampfes dem Wurme näher und stieß ihm seinen Speer durch die Seite. Leider überlebte

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)