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Gegend von Saalfeld; sie sind selbst als Baumännchen über der Erde hülfreich, und wenn sie als Hausgeister Dienste leisten, heißen sie Gupel, vielleicht aus Kobold verdorben, wenn man nicht an Güetel (Grimm D. M. 449 †) denken will. Noch lebt diese Benennung in den Familien namen Göpel und Göbel fort.

Nixer und Nixen reden für sich selbst, bedürfen keiner Erläuterung. Oft ist für jeden Fluß nur von einer Nixe die Rede, z. B. Donauweibchen, Ilmnixe u. a.

Hier zu Lande haben die Flüsse deren auf alle Fälle mehrere. Die Nixe, die in Saalfeld in die Fleischbänke geht, dürfte schwerlich dieselbe sein, die unter der Saale bei Halle ihr Wochenbette hält. Eigenthümlich ist dieser Gegend, daß das sonst in Thüringen seltnere Vorkommen des Nix das der Nixen überwiegt. Auch in einzelne Weiher und Teiche sind Nixen gebannt, die in örtlichen Sagen leben.

Der Teufel, dieser alte Ueberall und Nirgends, ist überall derselbe, mindestens im mittleren Deutschland; im Voigtlande aber und in der Saalgegend manifestirt er sich, statt wie in Tirol als Jäger, meist als Drache, welcher seinen Bündnern Milch oder Geld bringt, und zwar gewöhnlich in Gestalt von Feuerballen, die sich in die Schornsteine senken. Er wartet auch mit Butter, Mehl und Eiern auf, und heißt guter Drache, wenn er Gaben zuführt, armer Drache hingegen, wenn er als langer Wiesbaum durch die Fensterzwickel in die Häuser fährt, und nichts hinterläßt als höllischen Gestank. Damit ist dann nichts gedient. Dem guten Drachen werden gereinigte Gefäße hingestellt, in die er seiner Bürde sich entledigt, und diese Gefäße werden aus Hölzern gefertigt, die an heiligen Tagen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)