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und ferner:

Vom Voigtsberg das ganz umliegend’ Land
Ward allenthalben das Voigtland genannt,
Die Burg, die stund viel manche Jahr
In der Herrn von Plauen Hand ohn’ G’fahr.

Karl der Große soll zuerst dem Lande einen deutschen Schirmvoigt gegeben haben, und dieser habe Eckebrecht geheißen. Einer der drei Söhne desselben hieß Heinrich, und war der Fromme zubenamt. Dieser hinterließ abermals drei Söhne, von denen der mittlere wieder Heinrich hieß, den Beinamen: der Reiche führte, wie denn dieser Name bedeuten soll Heim-reich, d. h. der ein reiches Heim oder Erbe hat. Dieser Heinrich hinterließ vier Söhne, welche die Stammväter der vier Linien des Reußenlandes wurden, und war dieser Name Reuß von Ruzzen, einem wendischen Volksstamme abgeleitet, daher im russischen Czarentitel es wiederum also lautet: Selbstherrscher aller Reußen.




186.
Frau Bertha von Reuß.

Die Gemahlin des oben erwähnten Heinrich des Reichen war Frau Bertha, Tochter eines Herzogs in Tyrol und Kärnthen und Kaiser Heinrich VI. nahe Verwandte. Diese liebte ihren Gemahl herzinniglich, und begehrte von ihm, er wolle doch, weil er selbst Heinrich heiße, und auch der Kaiser, ihr naher Freund, diesen Namen führe, und aus Ehrerbietung gegen denselben ihren vier Söhnen den Namen so bestätigen, daß bis an der Welt Ende kein Herr des Voigtlandes einen andern Namen als Heinrich führen sollte

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)