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sah er nach, ob noch etwas darin sei, und da waren allerdings noch ein Paar Frösche darin. Wie er auch diese ausschüttete, wurden keine Johanniswürmchen daraus, sondern blanke Goldstücke. So fand auch einst die Enkelin einer armen Frau, welche in dem Lautergrunde nahe bei Suhl einen kleinen Garten hatte, mitten im Wege einen Topf, der voll lebendiger Roßkäfer war, die heraus und herein krochen. Das Kind sammelt einige dieser Käfer, und bringt sie zu ihrer Großmutter, die heißt es eilend gehen und den ganzen Topf holen. Aber als das Mägdlein wieder in den Garten zur Stelle kam, waren Topf und Käfer verschwunden, und nur die wenigen, die es eingefangen, hatten sich in Petersbatzen verwandelt.




167.
Der rothe Stein.

Wenn man aus Suhl die Straße nach Zella zu geht, steht, ehe man in das sogenannte „Oberland“ gelangt, ohnweit des Weges ein rothfarbiger Porphyrfels nackt zu Tage, der heißt der rothe Stein. An seinem Fuße entspringt eine Quelle, deren Rinnsal man das rothe Bächel nennt. In diesen Stein ist eine Jungfrau gebannt und gezaubert, welcher vergönnt ist, alle sieben Jahre zu erscheinen; da sitzt sie, gleich der verwünschten Jungfrau bei Eisenach droben auf dem Stein, strählt ihr Goldhaar, und nießt. Ein Mann hörte sie sechsmal nießen, und rief ihr freundlich sein: Gott helf! hinauf – als sie aber zum siebenten male nießte, ward er zornig, und schleuderte einen Fluch zum rothen Stein hinauf. Da rief

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)